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60 Jahre und kein bisschen leise

(Bericht von 2008)

Ensinger AS 20

Kurz nach Kriegsende, nach der Kriegsgefangenschaft, übernahm mein Vater Otmar den elterlichen Betrieb. Um die Arbeit auf dem Feld zu erleichtern, schaffte er sich im Jahre 1948 einen Traktor Typ Ensinger AS 20 aus Michelstadt an. Der Kaufpreis setzte sich aus Bargeld und einem Stück Wein (1200 l) zusammen. Den Traktor holte mein Vater persönlich bei der Fa. Ensinger ab. Dazu fuhr er mit einem Freund auf dem Motorrad nach Michelstadt, von wo er den Traktor auf eigener Achse nach Guntersblum überführte.

Der As 20 wurde dann im Gemischtbetrieb (Weinbau und Ackerbau) eingesetzt. Als Extra hatte der Ensinger ein Raspe-Mähwerk, welches für die Getreideernte und zum Grasschneiden eingesetzt wurde. Die Wiesen waren unter anderem auf der Insel Kühkopf am Rhein.Um dorthin zu gelangen musste das Fuhrwerk (Traktor & Anhänger) mit der Fähre übergesetzt werden. Von dort kam er dann abends schwer beladen nach Hause. Außer für Getreide und Heu wurde der Ensinger auch im Weinbau eingesetzt. Hier speziell für den Transport der Erntehelfer und der Traubenbütten. Bis zu 25 Helfer waren für die Lese notwendig und der Heimtransport war mitunter schwierig. Um die Bütten gefahrlos heimzufahren, mussten in den engen Hohlwegen Hemmschuhe aus Eisen zur Verlangsamung der Bergabfahrt benutzt werden. Dazu wurden zwei Eisen mit U-Profil unter die Räder montiert, was immer eine risikoreiche Aktion war.

Auch der am Ensinger vorhandene Treibriemenantrieb wurde vielfältig eingesetzt, z.B. wurde im Giebel der Scheune ein Lastgreifer über Treibriemen angetrieben und mit einer zusätzlich angebrachten Keilriemenscheibe wurde der Rübenhächsler und ein am Traktor angebrachter Luftkompressor betrieben. Die Zapfwelle wurde auch benutzt, um einem Einachsanhänger (mit LKW Achse) über eine Kardanwelle, zusätzliche Traktion zu verschaffen. Eine Besonderheit ist der Auspuff, er wurde aus einem alten US-Army Transportbehälter für Artilleriegranaten (Baujahr 1944) aus dem 2. Weltkrieg gefertigt. Bis Mitte der 70er war der Ensinger im Einsatz – zum Schluß allerdings nur noch zum Grasschneiden.

Die Inspektionen wurden am Anfang von der Fa. Ensinger (H. Heckmann) durchgeführt. Dazu kam ein Monteur auf dem Motorrad nach Guntersblum. Bis zu 7 Ensinger liefen in der Umgebung. Später wurden diese Arbeiten von der ortsansässigen Schlosserei Christian Müller durchgeführt. Hier arbeitete Alfred Seibel als Lehrling und erlernte den Beruf des Landmaschinenschlossers. Schon damals hatte er mit der Reparatur des Traktors zu tun.

Mitte 2005 beschlossen Alfred und ich den Ensinger aus seinem „Dornröschenschlaf“ zu befreien. Im Herbst 2005 wurde der Traktor komplett zerlegt, die Teile wurden entrostet, überholt, sandgestrahlt und dann grundiert und lackiert. Die Vorderachse wurde komplett überholt. Der total ausgeschlagene Aufhängebolzen wurde von meinem Freund Daniel Koring, der eine Schlosserei in Guntersblum betreibt, neu angefertigt. Die Bronzebuchsen der Vorderradaufhängung wurden ebenfalls neu angefertigt. Diese Arbeiten führte die Tochter eines anderen Freundes mit viel Geschick aus. Der Kühler musste teilweise neu verlötet werden, Zylinderkopf und Kurbeltrieb wurden gereinigt und überholt. Da der Ensinger kurz vor seiner Stilllegung eine neue Kupplung bekommen hat, mussten wir diese nur auf Funktion prüfen. Der Getriebe und Hinterachsblock war dichtund bekam nur einen Ölwechsel. Mit der Bremsanlage hatten wir am meisten zu tun, die Bremstrommeln neu ausgedreht und bekamen neue Beläge. All dies ging dank des fundierten Wissens von Alfred sehr gut vonstatten. Die Lackierung wurde von mir durchgeführt. Für die nicht mehr vorhandene Elektrik besorgte ich Fachliteratur. Das Zündschloß musste komplett zerlegt und wieder gangbar gemacht werden. Nachdem die Scheinwerfer neu lackiert und alle anderen Elektrikteile besorgt waren, baute ich den Kabelbaumneu auf. Die reifen für die Hinterräderbekam ich erst nach langer Suche. Der Schriftzug „ENSINGER“ am Kühler wurde in Handarbeit von meinem Bruder Udo nachgefertigt. Nachdem alle Teile wieder zusammengefügt waren, war es zeit für den ersten Anlassversuch. Nach vollbrachter Startprozedur verlief unsere Probefahrtmit einem Anhänger ohne Probleme.

Auch mit der Vollabnahme beim TÜV hatte ich großes Glück. Dank des TÜV-Ingenieurs verlief diese ohne nennenswerte Probleme. Bremsen, Elektrik und Mechanik sind einwandfrei.

Bericht vom stolzen Eigentümer Martin

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